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Kirsch-Lorbeer ist nun in der Schweiz verboten - warum?

20. 01. 2025

Kirschlorbeer ist nun in der Schweiz verboten. Viele Gärtner verstehen die Welt nicht mehr. Die Pflanze ist doch als immergrüner Sichtschutz optimal.

 

Viele Gartenpflanzen können mit den Jahren "invasiv werden". Insbesondere Arten, die nicht in die einheimischen Nahrungsnetzwerke integriert sind, haben das Potential zum invasiven Neophyt. Die Lorbeer-Kirsche ist auf der "Grauen Liste". Potentiell invasiv.

 

Die Lorbeer-Kirsche (Prunus laurocerasus L.) hat sich im Wald am Schlossberg in Freiburg im Breisgau seit Anfang der Neunzigerjahre des vorigen Jahrhunderts im siedlungsnahen Wald etabliert. Ihre Robustheit und ihr effektiver Ausbreitungsmechanismus machen Prunus laurocerasus zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten für heimische Arten und somit zu einer Herausforderung für den Naturschutz.

Bei der Verwilderung von Prunus laurocerasus spielen angepflanzte Hecken in Gärten und Parkanlagen als Samenquelle eine große Rolle, aus diesem Grund wurde nun der Kirsch-Lorbeer in der Schweiz verboten. Allerdings ist diese Art bei uns kaum in Nahrungsnetze integriert, abgesehen von Nährwert der Früchte als Vogelfutter und alternative Nektar-Quelle einiger Insekten, und daher für die heimischen Ökosysteme weitestgehend „nutzlos“ .

Die Attraktivität ihrer Früchte für Vögel, vor allem Drosselvögel wie zum Beispiel Amseln, führt zu einer Verbreitung der Samen auch außerhalb der unmittelbaren Umgebung der angepflanzten Hecken. So kann die Art leicht verwildern und sich unter günstigen Bedingungen auch außerhalb des unmittelbaren menschlichen Einflussbereiches ansiedeln. Ich konnte ihn schon bei Atdorf auf 1000m NN abseits von Siedlungen beobachten. Seit den 1990er Jahren wurde eine zunehmende Anzahl an verwilderten Exemplaren festgestellt. Die aktuelle Verbreitung von Prunus laurocerasus in Deutschland ist bisher nur unzureichend dokumentiert.

Ihre Verbreitung außerhalb ihres natürlichen Areals kann sich durch Verdrängung heimischer und weniger konkurrenzstarker Arten negativ auf die Biodiversität vor Ort auswirken. Durch die zunehmend milderen Winter ist zu erwarten, dass sich Prunus laurocerasus künftig stark ausbreiten wird.

Der SWV Vorderer Hotzenwald hat 2024 zum ersten Mal eine Bekämpfungsaktion im Kirchgrubenholz in Bergalingen durchgeführt, dort waren ca. 20 noch relativ kleine Sträucher vorhanden, die nun entfernt wurden (ausgegraben). Wer mal sehen möchte wie sich der Kirsch-Lorbeer entwickelt, wenn er nicht bekämpft wird, kann dies an der Eggberg-Straße Eingangs Bad Säckingen beobachten (siehe Foto).

Hat sich ein Neophyt erst einmal etabliert, so wie die Lorbeer-Kirsche am Schlossberg in Freiburg, so ist eine Bekämpfung im Interesse der heimischen Pflanzengesellschaften wünschenswert. Auch wenn eine Art noch keinen invasiven Charakter gezeigt hat, so sollte ihr nicht der Raum gelassen werden, sich an die Gegebenheiten anzupassen.

Dies wurde nun näher untersucht: Auf dem Freiburger Schlossberg kommen nur 63 Exemplare vor - in Bad Säckingen meiner Schätzung nach über 100 Exemplare (wird leicht übersehen, da er aussieht von weitem wie Stechpalmen im Winter). Ich habe dies nun offiziell in Bad Säckingen gemeldet.

Quelle: Mitt. Bad. Landesverein Naturkunde u. Naturschutz/BLNN Bd.26 2024/Seiten 121-138 Freiburg/Breisgau; Einbürgerung der Lorbeer-Kirsche (Prunus laurocerasus) im Wald am Freiburger Schlossberg, Baden-Württemberg TILL HINZ, ALBERT REIF

 

Bild zur Meldung: Kirsch-Lorbeer zeigt sein invasives Verhalten in Bad Säckingen