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Unser Wald

"Unser Wald - unsere Heimat" - bild dir deine Meinung!

Kindheitserinnerung:

Das Thema Wald ist bei mir eng mit Kindheitserinnerungen verbunden. Ich war als Kind schon im Deutscher Bund für Vogelschutz (Vorläufer vom NABU) und wir hatten im Wald unseren Spielplatz im Nistertal / Westerwald. Dort bauten wir Baumhäuser und stauten den Bach auf und spielten Cowboy und Indianer.

Nebenbei hatten wir dann unsere Naturerlebnisse. Ich selbst kann mich sehr gut an meinen ersten Schwarzspecht erinnern, als ich seinen Ruf gehört habe und diesem nachgegangen bin, bis ich ihn schließlich entdeckt habe - ich war so glücklich! Dasselbe ist mir mit Geburtshelferkröten passiert. Und wir konnten noch Unmengen an Molchen (alle 4 Arten) fangen und umsiedeln, da ein Amphibienweiher zugeschüttet wurde. Später habe ich den Schwarzspecht am Trimmdich-Pfad in Bad Säckingen wiederentdeckt. Man konnte vom Strassenrand, eine Schwarzspecht-Brut beobachten, welche ich meinen Kindern gezeigt habe. Kurze Zeit später wurde der Höhlenbaum neben der Straße gefällt, was ja eigentlich streng verboten ist und nicht vorkommen sollte. Zu dieser Zeit war ich noch kein Naturschutzwart und ich habe das nur verärgert hingenommen.

In meiner Kindheit im Westerwald sind mir die Hallen-Buchenwälder mit Massenbeständen an hohlen Lerchensporn (Corydalis solida) in Erinnerung, diese kommen bei uns in der Region nur sehr zerstreut vor. Dafür ist hier die Waldprimel (Primula elatior) noch recht häufig, die ich im Westerwald bei uns nicht entdeckt habe. Das Wald-Thema ist somit immer emotional besetzt. Auch der Wald-Duft ist mir als ehemaliger Aroma-Forscher sehr bewusst und bekannt (s. Video 7).

Auch ist mir das Waldsterben 1.0 (aufgrund Luftverschmutzung) noch sehr düster in Erinnerung. Da kam mein Grundvertrauen in unsere Politiker erstmals ins wanken. Jetzt haben wir es mit dem Waldsterben 2.0 im Zuge des Klimawandels zu tun.

Diskussion & Meinung:

Der Wald hat uns seit jeher ernährt. Er ist unser angestammter Lebensraum. Der vernunftbegabte Mensch (Homo sapiens) betreibt erst seit ca. 10 000 Jahren Ackerbau, davor waren wir Jäger und Sammler. Das Thema Wald ist somit bei uns tief genetisch verwurzelt und sehr komplex. An erster Stelle steht Ökonomie (Holzerträge) und erst viel später die Ökologie – seien wir doch ehrlich (s. Video 8).

Nach Jan Haft haben unsere heutigen Wälder mit ursprünglicher Natur schlichtweg nicht viel gemeinsam. Sie sind dicht, dunkel und im Vergleich einförmig, während sie einst offen, lichtdurchflutet und extrem strukturreich gewesen sein müssen (Ursache: Verlust der Großtiere, der sogenannten Megafauna). Eine geregelte Waldbewirtschaftung ließ sich jedoch nur dort durchsetzen, wo keine Tiere mehr zur Weide in die Wälder getrieben wurden. Darum wurde eine klare Nutzungsgrenze zwischen Wald und Offenland gezogen, was sich auch im heutigen Naturschutz in Waldschutz und Offenland-Naturschutz widerspiegelt.

Ich weiß das das Thema mehrschichtig ist und wie bei allem ein Für und Wider existiert. Die für uns Naturschützer wichtige Frage ist, was können wir tun, um „UNSEREN WALD“ wieder mehr hin zu einem ursprünglich naturnahen Berg-Mischwald (Tannen-Buchen Wald) zu entwickeln?

Diese Frage bleibt noch unbeantwortet. Anmerkung: Aber was heisst hier schon ursprünglich, vor 10 000 Jahren v. Chr. war der Hotzenwald eine baumfreie Tundren-vegetation vom Charakter einer Kältesteppe mit Sandorn und Meerträubchen (Ephedra). Die Sommer waren 2-5°C kälter als heute gewesen. Woher man das weiss? Pollenanlayse im Horbacher Moor, Giersbacher Moor und Kühmoos (E. Oberdorfer in "Der Kreis Waldshut").

Wann ist ein Wald ein Wald? Ab einer Mindestfläche von 0.5 ha, der mit mindestens 10% mit Bäumen bestanden ist, spricht man per Definition der Vereinten Nationen von Wald. Echte Ur-Wälder gibt es in Deutschland bereits nicht mehr und zwar nirgendswo.

Die Bundesrepublik Deutschland hat in der nationalen Biodiversitätsstrategie definiert, dass wir 2% sogenannte Wildnis-Gebiete (mind. 1000 ha) bis 2020 ausweisen sollen. In BW haben wir 0.7% bisher erreicht! (s. Video 8)

Man unterscheidet Nationalparks – bei uns der Schwarzwald-Nationalpark mit einer Größe von 10.062 ha. Die Vielfalt der Waldgesellschaften in Baden-Württemberg ist groß. Sie reicht von sehr artenreichen Wäldern im Bereich der Rheinebene hin zu nadelbaumreichen Mischwäldern im Schwarzwald. Sämtliche dieser Waldgesellschaften werden in einem landesweiten Netz aus Bannwäldern repräsentiert, Ziel ist hier ein Anteil von 1 % an der Gesamtwaldfläche. Ein Beispiel in unserer Nähe ist der Bannwald Wehratal mit 128 ha.

Des Weiteren gibt es die sogenannten Schonwälder: Schonwald ist ein Waldreservat, in dem eine bestimmte Waldgesellschaft mit ihren Tier- und Pflanzenarten, ein bestimmter Bestandsaufbau oder ein bestimmtes Waldbiotop zu erhalten, zu entwickeln oder zu erneuern ist. Die Forstbehörde legt Pflegemaßnahmen mit Zustimmung des Waldbesitzers fest.

Darüber hinaus gibt es die Waldrefugien, welche mindestens einen Hektar groß sind (s. Video 1.). Es muss abgegrenzt und kartografisch erfasst sein. Es bildet zusammen mit Habitatbaum-Gruppen und einzelnen Habitatbäumen eine zusammenhängende, vernetzte Verteilung von Habitatstrukturen (Alt- und Totholzkonzept). Die Entwicklung der Fläche wird dem Zufall überlassen. Es werden keine eingreifenden Maßnahmen, außer beispielsweise Verkehrsschutz, getätigt (s. Video 2.). Mit solchen Waldrefugien können Ökopunkte generiert werden. Bis Ende 2019 wurden rund 325 000 Bäume, verteilt auf 31 000 Habitatbaumgruppen und 4274 Waldrefugien, mit einer Gesamtfläche von 11 979 ha aus der Nutzung genommen (Ref.: Umweltdaten 2021 S. 140). Ziel ist es 10% des Staatswaldes aus der Nutzung zu nehmen. Derzeit sind es ca. 5-6% (Zitat: Meinrad Joos). Und last but not least gibt es die kartierten Waldbiotope.

In Rickenbach beträgt die forstwirtschaftliche Betriebsfläche 1100 Hektar Privatwald, rund 300 Hektar Staatswald, und 60 Hektar sind Gemeindewald. Die Höhenlage liegt zwischen 700 bis 1018 m NN und einem Jahresniederschlag von 1480 mm, mit einer ansteigenden Jahresdurchschnittstemperatur von 8 - 9 °C (s. Ref. 750 Jahre Rickenbach). Da wir uns im Realteilungsgebiet befinden, sind die einzelnen Waldparzellen zudem sehr klein (1-3 ha). In Rickenbach sind 120 Wald-Biotope kartiert mit einer Gesamtfläche von 117 ha.

Der Wald in Rickenbach belegt somit ca. 1460 ha, d.h. ca. 42% der Gemeindefläche und ist sozusagen "systemrelevant für den Naturschutz". Deutschlandweit beträgt die Waldfläche rund ein Drittel der Landesfläche (29.8% (2020)).

Grössere Waldgebiete befinden sich im Nord- und Nordostteil nördlich von Altenschwand und nördlich von Hottingen. Die oberen Westflanken des Wehratales, die noch auf dem Gemeindegebiet Rickenbachs liegen, sind ebenfalls grossflächig bewaldet. Westlich von Rickenbach zieht sich links und rechts des Seelbaches ein breiter Streifen Wald entlang. Grössere Waldflächen finden sich noch südlich von Willaringen, hier vor allem der Maisenhardt-Wald südlich des Kühmooses sowie die steilen Talhänge des Murgtales. Mehrere kleinere Waldflächen sind darüber hinaus über die Gemeinde Rickenbach verteilt. Hierbei handelt es sich zumeist um ehemalige Weiden, die vor langer Zeit aufgeforstet wurden. Die Wälder sind im nörlichen Teil meist Fichten-Tannen-Buchen-Wälder. In den nach Süden und Westen abfallenden Hängen des Hotzenwaldes, in den Bereichen südlich von Rickenbach, um Bergalingen, Willaringen, Wieladingen und Egg, werden Laubmischwälder häufiger. Hier nimmt neben der Buche die Eiche grössere Anteile ein. Weitere Mischbaumarten sind Bergahorn, Vogel-Kirschen, Linden und andere. Auch die Sträucher nehmen deutlich an den Waldrändern zu. Hier kann stellenweise die geschützte Stechpalme angetroffen werden (Ref.: Rickenbach, Geschichte der Einung, des Kirchspiels und der Gemeinde, S. 43). Der Anteil des Staatswaldes und Gemeindewald ist kontinuierlich gestiegen. Von Natur aus wäre ohne die Einwirkung von Mensch und Wild der Buchen-Eichen-Tannenwald in der unteren und mittleren Höhenstufe verbreitet. In den oberen Stufe fände sich der Buchen-Tannen-Bergahorn-Wald. Der Brotbaum der Waldbauern, die Fichte wäre kaum beteiligt. Neu ist das Konzept "Naturnahe Waldwirtschaft". Ziel ist der Aufbau und die Pflege naturnaher, standortgerechter und stabiler Wälder. Unter Naturnähe ist eine angemessene Beteiligung von Baumarten der natürlichen Waldgesellschaft (Tanne, Buche, Eiche, Esche, Bergahorn, Linde, Erle) und eine gezielte Pflege in Richtung zu Mischwäldern mit mindestens 30% flächig beteiligten Mischbaumarten) zu verstehen. Man will eine Höhenstufung zwischen den Baumkronen erreichen, um Licht und Wärme zu begünstigen und natürliche Entwicklungs- und Wachstumsprozess zu fördern. Dadurch soll die Struktur und Stabilität in den Waldbeständen verbessert werden. Der Wald muss insgesamt den neuen klimatischen Herausforderungen angepasst werden. Die Umsetzung des übergeordneten Ziels, naturnahe Waldwirtschaft zu betreiben, bedeutet auf grosser Fläche die Sicherung des Lebensraumes für einheimisches Wild, Vögel, Insekten und anderen Lebewesen (s. Ref.: 750 Jahre Rickenbach).

Für den Gemeindehaushalt sind die kommunalen Wälder fast ohne Bedeutung, da sie weder nennenswerte Erträge noch Verluste erwirtschaften. Es herrschen immer noch Altersklassenwald in Form von Fichten-Monokulturen vor. Bei der periodischen Erfassung der Baumarten waren im Jahr 1954 Fichten noch mit 84% und die Tannen mit nur 7% vertreten. Die starke Baumartenveränderung seit 1990 ist nicht nur Ausdruck einer naturnäheren waldbaulichen Zielvorgabe,  sondern eine Folgewirkung der gewaltigen Orkanstürme, die das Landschaftsbild um Rickenbach herum schlagartig verändert haben (Ref. Gemeinde Rickenbach Band II, S. 72). 

Der Anteil der Fichte beträgt heute immer noch nicht natürliche 47% (zu hoch – deutschlandweit ca. 25%) und der der Buche 17% (zu niedrig). Der komplette Eschenbestand ca. 10% in Deutschland ist einem chinesischen Pilz (Weißes Stängelbecherchen oder Eschentriebsterben genannt) im Zuge der Globalisierung zum Opfer gefallen. Hier wird nun vom Naturpark Südschwarzwald die Flatter-Ulme angeboten, das Holz soll für Funierarbeiten wertvoll sein.

Das Ziel in naher Zukunft ist der Umbau des Waldes in nachhaltige Mischbestände mit einem Anteil von 60% Weißtanne, da die Fichte bis 800 m NN in einigen Jahrzehnten ganz verschwunden sein wird (Borkenkäfer und Trockenheit). Dies würde bedeuten zusammen mit der Douglasie wäre der Wald dann trotzdem sehr stark Nadelholz-lastig. Zum einem finde ich es gut, dass nun die Weißtanne wieder gefördert wird, zum anderen weiß man, dass sie stark unter dem Wildverbiss leidet und nicht für Mono- bzw. Fast-Reinkulturen geeignet ist.

Auf der anderen Seite hat die Weißtanne es gerne wohlig und behütet. Sie wächst dann gemischt, weitgehend ohne Schädlinge und Kalamitäten, in einem Mehrgenerationenhaus mit alten und jungen Buchen, Fichten und Berg-Ahornen zusammen heran. Inwieweit das mit Roteichen, die derzeit mit gepflanzt werden, klappt und sinnvoll ist, ist unbekannt. Aus meiner jetzigen Sicht, ist der Anteil der Weißtanne zu hoch. Er sollte zwischen 20-40% liegen und dann gemischt mit einem Laubholzanteil, bevorzugt Buche. Denn die Weißtanne ist im Altersklassenwald empfindlich, besser sie wächst im Berg-Mischwald auf, dann hat sie es wohlig, zeigt sich gegen Sommertrocknis relativ resistent und ist deswegen im Klimawandel unser echter Hoffnungsbaum (frei zitiert nach: Tannen, Ein Portrait von Wilhelm Bode, Naturkunden, 2020, S. 133: Ein leidenschaftliches Plädoyer für den Mehrgenerationenwald als lebendiges Ökosystem, ein Kontinuum aus Raum und Zeit).

Die Laubbäume verbessern mit ihrem Laub das Bestands- und Bodenklima. Im unbelaubten Zustand dringt die Frühjahrswärme leichter in die Bestände mit Buchenbeimischung, was zu einer Verlängerung der Vegetationszeit führt. In der Summe ergibt also erst die Mischung die rundum positive Beurteilung des gemischten, stufig aufgebauten Bergmischwalds im Südschwarzwald.

Der aus Tannen, Fichten und Buchen gemischte Plenterwald hat sich bei uns gegenüber Schneebruch und Sturmschäden als robust erwiesen. Er stellt bei uns die risikoärmste Bewirtschaftungsform dar. Das Ziel der Produktion von wertvollem Starkholz wird in dieser Betriebsform optimiert. Gleichzeitig handelt es sich um einen naturnahen und ökologisch wertvollen Wald (Frei zitiert nach: Wälder, Weiden und Moore, S. 167, verlag regionalkultur, 2004).

Aufgrund der Höhenlage von über 750 m NN fehlen die wärmebedürftigeren Waldtypen, insbesondere die artenreichen, eichengeprägten Laubmischwälder bei uns noch völlig bzw. sie wachsen ggf. nur auf wenigen Sonderstandorten.

Für eine maßvolle Verwendung von wärmeliebenden Arten, wie Trauben-Eiche, Flaumen-Eiche, Wildkirsche, Elsbeere, Linden und Ess-Kastanie an geeigneten Stellen spricht nichts dagegen. Auch ein vorgelagerter Saum aus Wildsträucher schützt den eigenen Wald und Boden. Man muss genauso auf die Bodengesundheit achten, wie auf die Kronen und auf das standorttypische Mikroklima. Also keine schweren Maschinen in den Wald lassen!

Meiner persönlichen Meinung nach, sollte man Pflanzungen von nicht-europäischen Arten wie Roteiche, Douglasie, Tulpenbau, Glockenbaum, Robinien, Zedern etc., möglichst vermeiden, da sie nicht an unser Ökosystem angepasst sind (auch nicht nach 100 Jahren, wie bei der Douglasie). Fremdländische Baumarten zeigen erst nach 126 Jahren, ob sie potentielle Neophyten sind oder nicht - sie können zu irreversible Schäden unseres Ökosystem führen. So bilden diese Bäume eine dicke Rohhumus-Schicht, da die Blätter bzw. Nadeln nicht so gut verrotten wie bei einheimischen Bäumen. Nicht-einheimische Bäume tragen somit fast NICHTS zu der Waldökologie bei, im Gegenteil sie verdrängen ggf. invasiv die eingespielte Waldökologie (z.B. Robinie und teilweise Douglasie).

Wer gegen die Natur arbeitet, wird auf Dauer nicht erfolgreich sein! (das ist derzeit meine persönliche Meinung). Dazu ein Video über nachhaltige Waldnutzung / Waldwirtschaft (s. Video 6).

Ökologische Durchgängigkeit der Waldbäche bis zur Quelle und deren Problematik (s. Video 3).

Im Rahmen des Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt wurde das Waldnaturschutz-Informationsystem in Baden Württemberg entwickelt (s. Ref und Video 4).

Im Schwarzwaldverein gibt es das "Positionspapier SWV_Klima-Energie-Landschaft - 24.4.21", was teilweise bzgl. Wald die Klimakrise gegen die Biodiversitätskrise ausspielt - hier fehlt ein Posititionspapier "Naturschutz, Artensterben und Biodiversitätskrise". Dies sollte weiter diskutiert werden (meine persönliche Meinung). Es sieht so aus, als würde es auch im SWV zwei Lager geben. Die einen sehen den Wald als Holzresource (Ökonomie) und die andere Gruppe eher aus der Ökologie-Sicht. Die Naturschutz-Fraktion sollte sich meiner Meinung nach klar für die Ökologie-Sicht positionieren, da wir als Naturschutzverein die Pflicht haben mit Zähnen und Klauen für den Naturschutz einzutreten - dies mit dem Hintergrund der Biodiversitäts-Krise (Zwillingskrise des Klimawandels)! Übrigens, anbei was das Bundesverfassungsgericht zu diesem Thema zu sagen hat: siehe BVerfG, Urt. v. 31.05.1990, NVwZ 1991, 53 (siehe Text unten).
Zu diesem Theme gibt es eine neue Studie, auf die ich hinweisen möchte: https://www.ingenieur.de/fachmedien/umweltmagazin/kreislauf/wald-oder-plantage-kompromisse-sind-die-loesung/
Darin steht, dass ein einheimischer Mischwald für die Artenvielfalt eine höhere Qualität hat, dies ist unbestritten! Die neue Studie zeigt: Echte Wälder sind Holz-Plantagen in fast jeder Hinsicht überlegen (ausser ökonomisch!).
Fazit: „Die Abwägung zwischen den Vorteilen, die ein Wald für die Umwelt und die Produktion bieten kann, wurde bisher noch nicht oft diskutiert. Die Wiederaufforstung kann wahrscheinlich nicht alle Ziele auf einmal erreichen“, sagte David Edwards, Professor an der School of Biosciences der Universität Sheffield, ein weiterer Hauptautor der Studie. Der Vorschlag der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sieht folgendermaßen aus: Plantagen müssten in einen kohärenten Flächennutzungsplan integriert werden, damit ihre bessere Leistung bei der Holzproduktion dazu führt, dass an anderen Orten ökologisch wertvolle Wälder erhalten werden können. Ein Kompromiss ist also nötig – fürs Klima und für die Artenvielfalt.
Was kann der Privat-Waldbesitzer tun? Er könnte zum Beispiel ein Waldrefugium einrichten, damit kann er Ökopunkte verdienen und sich selbst "klimaneutral" machen kann - also wie wäre es mit einem privaten Ur-Wald?
Ziel der Landesforstverwaltung wird es sein, Waldbaukonzepte und Wiederbewaldungsempfehlungen auszuarbeiten, mit denen mittel- bis langfristig ökologisch anpassungsfähige, klimaresiliente und dennoch wirtschaflich rentable Wälder entstehen können. Für mich heisst das Qualitätssicherung im Wald, was dringend nötig ist, da ansonsten jeder pflanzt was er will (z.B. Zedern auf dem Belchen).
 

Aufgabe und Verantwortung der öffentlichen Staats- und Gemeindewälder - gesetzliche Vorgabe:

BVerfG, Urt. v. 31.05.1990, NVwZ 1991, 53
Die „Bewirtschaftung des Körperschafts- und Staatswaldes dient der Umwelt- und Erholungsfunktion des Waldes,

nicht der Sicherung von Absatz und Verwertung forstwirtschaftlicher Erzeugnisse. Die staatliche Forstpolitik

fördert im Gegensatz zur Landwirtschaftspolitik weniger die Betriebe und die Absetzbarkeit ihrer Produkte als vielmehr die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts“ .

 


 

Anmerkung: Als Fördermitglied des "Freundeskreis Nationalpark Südschwarzwald" bin ich unbedingt für eine Erweiterung des Nationalparks und hier die Zusammenführung der zwei Teilbereiche. Ausserdem braucht BW weitere Wildnisflächen, da sie zur Erreichung der nationalen Biodiversitätsstrategie unbedingt erforderlich sind. Dies wird im Koalitionsvertrag der Landesregierung auch gefordert.

 


 

Faktencheck: Ziel der BRD: 2% Wildnisflächen (d.h. mind. 1000 ha Grösse - sogenannte Prozessschutzgebiete):

frontal21 ZDF Video: Zu wenig Wildnis - Deutschland verfehlt sein Naturschutzziel

Mehr als zehn Jahre nach Ablauf der Frist erfüllt Deutschland die EU-Vorgaben zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen noch immer nicht. Deshalb verklagt die EU-Kommission Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof. Den Plan der sogenannten Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie verfolgt auch die Nationale Biodiversitätsstrategie von 2007, wonach zwei Prozent der Landesfläche als Wildnis der Natur überlassen werden sollen. Auch daran scheitert Deutschland: Mit 0,6 % ist das Ziel nicht mal zu einem Drittel erfüllt. Eine Frontal21-Umfrage zeigt: Kein einziges Bundesland erreicht die Vorgabe bislang.

 


 

Referenzen

  • Geheimnis Wald, Waldschutzgebiete in Baden-Württemberg, 3. Auflage, DRW-Verlag, 1994
  • Wälder, Weiden, Moore, Naturschutz und Landnutzung im Oberen Hotzenwald, verlag reionalkultur, 2004
  • Potentielle Natürliche Vegetation von Baden-Württemberg, verlag regionalkultur, 2013
  • Wälder der Schweiz, Vielfalt der Waldbilder und Waldgesellschaften in der Schweiz, Peter Steiger, hep verlag ag, 2010
  • Tannen, Ein Portrait von Wilhelm Bode, Naturkunden No 67, MSB Matthes & Seitz Berlin, 2020
  • Rickenbach, Geschichte der Einung, des Kirchspiels und der Gemeinde, Südkurier GmbH Konstanz 1985, S. 43
  • 750 Jahre, Gemeinde Rickenbach, Band II, Geschichte und Gegenwart, Huber-Druck, Rickenbach, 2007, S. 72 Dr. Mehlin
  • Waldnaturschutz-Informationssystem Baden-Württemberg