Landwirtschaft

Meine Meinung (Stand: 2024)

 

Das Thema Landwirtschaft ist für uns ein neues Thema: Wir haben Lösungsansätze für das Privatgrün, das öffentliche Grün und für Natur & Wirtschaft aufgezeigt. Wir haben positive Pilotprojekte mit Bürgerbeteiligung durchgeführt und gezeigt, dass mit wenig Aufwand viel für die Biodiversität getan werden kann. Da aber diese 3 Lebensbereiche in Rickenbach mit insgesamt nur 6% der Landesfläche zu Buche schlägt, müssen wir uns nun die anderen 94% genauer anschauen. Aus diesem Grund werden wir uns nun verstärkt mit Landwirtschaft und Wald beschäftigen.

Wir wollen wissen warum es nicht läuft oder warum es so langsam geht und was der einzelne Landwirt bzw. Waldbesitzer in Bezug auf Artenvielfalt vor Ort tun kann.

 

Da ich weder Landbesitzer noch Waldbesitzer bin, kann die Auseinandersetzung mit diesem Thema nur theoretisch erfolgen, im Dialog mit Landwirten vor Ort.

 

An dieser Stelle möchte ich Markus Uhlenbrock-Ehnes von der BIOLAND Gemüsegärtnerei Eulenhof zitieren. Landbesitzer sind priviligiert, d.h. sie haben Land, welches sie eigenverantwortlich bewirtschaften, dass setzt voraus das dies so nachhaltig gemacht wird, dass auch zukünftige Generationen die Böden noch verwenden können. Wir müssen mehr und mehr zu einem nachhaltigen Kreislaufsystem kommen.

 

Die Ursachen für das Artensterben in der Landwirtschaft sind bekannt und mittels Ursachenanalyse unten als Bild dargestellt. Die Zusammenfassung zeigt, dass die Intensivierung der Landwirtschaft zu einer Struktur-Armut in allen Bereichen geführt hat und so die Landschaft ausgeräumt und homogener/langweiliger gemacht wurde.

Der Schwarzwaldverein hat sich zum Ziel gesetzt die Kulturlandschaft zu erhalten, d.h. wir müssen es schaffen, dass wir unsere Mittelgebirgs-Region davor bewahren, die Landwirtschaft weiter zu intensivieren, ansonsten werden wir UNSERE Heimat in ein paar Jahren schon nicht mehr wieder erkennen. Es muss das Ziel sein die Kleinbauern zu fördern durch z.B. regionale Vermarktung und vor allem im Bereich Bioqualität, denn nur so ist ein dauerhaftes Auskommen meiner Meinung nach zu erreichen. Ich kaufe seit Jahren nur noch Bioqualität ein, da dies der beste Naturschutz ist.

 

In Rickenbach geht es überwiegend um das sogenannte Grünland, welches aus Heuwiesen und Weiden besteht. Ich lese gerade das Buch "Die Wiese - Lockruf in eine geheimnisvolle Welt" von Jan Haft, dies kann ich zur Einleitung zu diesem Thema nur empfehlen. Auf der anderen Seite kann man nur schützen, was man kennt. Und hier hat mich Peter Lutz vom Hauptverein auf die kleine Wiesenfibel von Ralf Worm aufmerksam gemacht. Dort sind Blumen und Gräser des Grünlandes aufgeführt. Ein MUSS wenn man Wiesen verstehen und kennen lernen möchte. Die neueste Auflage kann als kleines Büchlein im Fachhandel bestellt werden. Die Wiesen beherbergen ca. 1200 Pflanzenarten, das ist ein Drittel aller Arten und ca. 3000 Tiere leben in der Wiese. Also höchst relevant. In BW gibt es die meisten Blumenwiesen, also haben wir eine besondere Verantwortung. Von den artenreichen Wiesen sind nur noch 2% erhalten!

 

 

Biodiversitätsstärkungsgesetz (siehe Link)

Die gesetzlichen Änderungen gehen auf die Eckpunkte der Landesregierung zum Schutz der Insekten in Baden-Württemberg zur Weiterentwicklung des Gesetzesentwurfs der Initiatoren des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ zurück. Die Landesregierung hat die Forderungen der Initiative sowie die Forderungen im Volksantrag „Gemeinsam unsere Umwelt schützen“ in weiten Teilen übernommen und zusätzliche Maßnahmen für verschiedene Felder des gesellschaftlichen Lebens eingefügt.

Wesentliche Punkte des Gesetzes zur Änderung des Naturschutzgesetzes und des Landwirtschafts- und Landeskulturgesetzes (kurz: Biodiversitätsstärkungsgesetz) sind:

  • Ausbau des Anteils der ökologischen Landwirtschaft auf 30 bis 40 Prozent bis zum Jahr 2030. Der Ausbau der Produktion soll dabei ohne Marktverwerfungen stattfinden, was eine gleichzeitige Anpassung der Nachfrage bedeutet

  • Reduktion der Menge chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel um 40 bis 50 Prozent bis 2030

  • Erarbeitung von über das Bundesrecht hinausgehenden landesspezifischen Vorgaben zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Integrierten Produktion

  • Umsetzung des Verbots von Pestiziden in Naturschutzgebieten und Einhaltung zusätzlicher landesspezifischer Vorgaben neben den allgemeinen Grundsätzen zum Integrierten Pflanzenschutz in der Landwirtschaft in den übrigen Schutzgebieten

  • Schaffung von Refugialflächen auf 10 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen

  • Schutz landwirtschaftlicher Flächen

  • Erhalt von Streuobstbeständen

  • Aufbau eines landesweiten Biotopverbunds auf 15 Prozent der Landesfläche bis 2030

  • Ausgleichskataster

  • Verbot von Schottergärten auf Privatgrundstücken

  • Minimierung der Lichtverschmutzung

 

Mit diesem Gesetz ist klar, dass das der Schutz und der Erhalt der Artenvielfalt eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung darstellt. 

Was kann der Einzelne Nicht-Landwirt tun? Bio essen und Unsere Bauern vor Ort helfen, indem er bei dem Bauer seines Vertrauens einkauft!

Aber die Frage ist doch, was kann der Landwirt für die Artenvielfalt tun? Drehen wir doch einfach mal den Spieß um, jeder EU-Bürger subventioniert die Landwirtschaft mit 114€/Jahr. Erhalten wir das für das wir bezahlt haben? Was wollen wir? - billiges Essen oder eine lebenswerte Zukunft und gesundes, nachhaltiges Essen? Ich für meinen Teil fände es gut, wenn die Landwirte mal sagen würden, wie sie die Tiere der Feldflur und die Insekten schützen wollen? - die wir für unser Landschafts-Ökosystem brauchen. Sie sollten das, ähnlich wie wir im öffentlichen Grün gezeigt haben, vor Ort selbst was tun und nicht erst die Hand aufhalten. Auch wäre es schön, wenn die Landwirte mehr zusammen arbeiten würden und nicht der Kampf ums Grünland im Vordergrund stehen würde. Als erstes Ziel wären meiner Meinung nach die gesetzlich geforderten 10% der Refugialflächen umzusetzen. Die erste Evaluierung erfolgt erst 2028 (?!), will man wieder solange warten? - dann kommt wieder die Bürokratie und Aufforderungen, da nichts umgesetzt wurde? Ich glaube es wird so kommen - eigentlich wie immer.

 

PS Refugialflächen dienen vorrangig als Lebens- und Rückzugsräume für Tier- und Pflanzenarten, die aufgrund von Landnutzungsänderungen im Offenland keine geeigneten Habitate mehr finden.

Anmerkung: Mit dem durch das Biodiversitätsstärkungsgesetz neu eingefügten § 17d des Landwirtschafts- und Landeskulturgesetzes (LLG) ist das Land verpflichtet, den Anteil an Refugialflächen mittelfristig landesweit auf mindestens zehn Prozent der Fläche je landwirtschaftlicher Landnutzungsart auszubauen. Ziel des Landes ist es, dass jeder landwirtschaftliche Betrieb einen Mindestanteil von fünf Prozent an ökologisch wirksamen Maßnahmen umsetzt. Welche Nutzungsformen oder Flächen als Refugialflächen anerkannt werden, wird durch eine Verwaltungsvorschrift der zuständigen obersten Landwirtschaftsbehörde im Einvernehmen mit der obersten Naturschutzbehörde geregelt.