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Neue Nachrichten aus der Region: Haareis

18. 01. 2022

Die Internetseite dient dem Austausch von Naturschützern und -liebhaber. Ich bin hier auch im Kontakt mit Silke Kluth. Silke schreibt die Kolumne "Ach guck mal!" in unseren Vereinszeitschrift "Der Schwarzwald".

 

Heutiges Thema ist das "feenartige Haareis". Liebe Silke - vielen Dank für deinen Beitrag.

 

Ohne Facebook hätte ich gedacht, das Weiße im Buchenlaub am Waldboden seien weggeworfene Taschentücher, Pilze oder Raureif (es war Januar) und wäre weitergegangen. So aber erkannte ich auf den ersten Blick: Das ist Haareis! Einige Tage zuvor war in einer Facebook-Naturgruppe ein Foto davon aufgetaucht, zusammen mit der Erklärung des Phänomens. Ich war fasziniert, doch weil es so selten auftritt, rechnete ich nicht damit, jemals selbst darauf zu stoßen. Und da lag es! Einfach so im Waldwegesrand bei Offenburg. Ich hätte hopsen können! Also gut – ich bin gehopst.

Haareis besteht aus ein- bis zweihundertstel Millimeter dünnen Eiskristallen, die mehrere Zentimeter lang werden können und miteinander haarähnliche Gebilde hervorbringen. Allerdings nur, wenn fünf Bedingungen erfüllt sind. Es braucht:

1. Laubbaum-Totholz.

2. bestimmte Pilze, die darin leben.

3. ein bis zwei Tage vor dem Ereignis Temperaturen über dem Gefrierpunkt mit viel Regen.

4. Windstille.

5. Temperaturen am Ast von 0 bis -0,5 Grad C.

Nur dann kann das Haareis wachsen! Die Ursache, so vermuten die schweizer Haareis-Forscher Gerhart Wagner und Christian Mätzler, liegt im Stoffwechselprozess der Pilze. Dabei produzieren sie Gase. Diese drücken das Wasser in den morschen Laubholzästen durch Holzstrahlen. Das sind dünne Kanäle, die von der Mitte des Stamms bzw. Asts nach außen führen. Sie versorgen das Holz lebender Bäume mit Wasser und Nährstoffen. Wird das Wasser durch die Pilzgase nun langsam nach außen gedrückt, gefriert es sofort und wächst durch nachfolgendes Wasser weiter zu Haareis.

Natürlich teilte ich ein Foto meines Fundes mit der Naturgruppe auf Facebook. Ein Gruppenfreund beneidete mich: Er suche schon seit drei Jahren danach.

Silke Kluth

Dipl.-Ing. agr. FR Gartenbau
Freie Gartenjournalistin & Redakteurin

 

Bild zur Meldung: Haareis - Foto von Silke Kluth aus Offenburg