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Neue Nachrichten aus Rickenbach: Rickenbacher Silberdisteln - Zusammenarbeit mit Trachtenvereinigung Alt Hotzenwald

28. 11. 2021

Silberdisteln (Carlina acaulis ssp. caulescens) sind das Wahrzeichen der schwäbischen Alb, aber auch bei uns im Hotzenwald wächst sie noch. Leider nur noch an ganz wenigen Stellen. Sie ist auch als Cover vom Band 6 "Die Farn- und Blütenpflanzen, Baden-Württembergs" abgebildet. Dies ist das Grundlagenwerk unserer einheimischen Flora (siehe auch Bilder-Collage). Ich verbinde mit Silberdisteln Berge und Urlaub und war sehr überrascht, dass welche bei uns in Rickenbach auf Lehm- und Tonböden (aus silikatischer Verwitterung) wachsen.

Sie wachsen bei uns auf der Allmend-Weide in Altenschwand und es sind die letzten ihrer Art. Sie sind urwüchsig und haben eine enge Bindung an die klassischen Weidegebiete der Berg- und Gebirgslandschaften.

78 Stück konnten noch gezählt werden. Auf das Vorkommen hat mich Georg Keller aufmerksam gemacht. Die Idee diese zu vermehren war vor 2 Jahren geboren. Dazu habe ich in Abstimmung mit dem ASP Samen ernten wollen, aber auch hier benötigt man Erfahrung. Im ersten Jahr habe ich nur die Hülle des Schirmchen geerntet und es waren keine Samen vorhanden. Im zweiten Jahr, sehr spät im Jahr, konnte man sehen, wie sich das Schirmchen mit dem Samen von der Blüte löst, ähnlich wie beim Löwenzahn, aber alle nach einander! Erst die Achäne, das Anhängsel an dem Pappus ist der Samen. Dann kam die nächste Erfahrung. Von 70 Kleintopfpflanzen haben nur 43 überlebt. Silberdisteln werden nämlich von Schnecken gefressen, obwohl sie sehr stachlig sind.

Doch in diesem Jahr hat die Vermehrung mit unserer Wildstaudengärtnerei Hof Berg-Garten geklappt (Vielen Dank an euch!). 43 Stück konnten in einer Zusammenarbeit mit dem Trachtenvereinigung Alt Hotzenwald ausgepflanzt werden. Dabei waren Klaus Keller und Otto Spitz. Die Pflanzen wurden unter Anleitung von Gabriele Stäudle und mir gepflanzt. Später wurden sie von Otto gekennzeichnet, damit man sie wiederfinden kann. Und das ist toll, denn wenn hier der Trachtenvereinigung Alt Hotzenwald die Patenschaft übernimmt und ab und zu nach den Pflanzen sieht, wird es auch klappen und wir können UNSERE Rickenbacher Silberdisteln wieder vermehren. Ein wahrer botanischer Schatz! Ein paar Impressionen von der Aktion kann man auf der Foto-Collage sehen. Man sieht, es hat Spass gemacht.

Drei wunderschöne Silberdisteln haben wir auch bei uns im öffentlichen Grün der Bergalinger Dorfmitte gepflanzt - hier ist es interessant das auf und zugehen der Wetterdistel zu beobachten. Wer mehr über diese tolle Pflanze wissen möchte (Geschichte, Vorkommen und weitere Hintergründe) siehe Silberdistel-Broschüre 2019 vom Albverein. Ein kleines Video habe ich mal auf dem Heimweg mit dem E-Bike von Murg nach Hottingen gemacht. Aufgefallen ist mir der Steingarten durch seine tollen Wolfsmilchgewächse und die Silberdisteln, die voll von Wild- und Honigbienen waren (unbedingt mal schauen).

GEFÄHRDUNG: Wo Beweidung und sachgerechte mechanische Pflege fehlen, leiden die Bestände. Bei uns sind die Silberdisteln durch Güllen und falsche Mahd gefährdet. Die Silberdistel verträgt nur eine Herbstmahd mit hochgestellten Mähwerk. Es handelt sich um sogenannte Reliktvorkommen, wobei die Silberdistel truppweise an Böschungen wächst. Warum Reliktvorkommen (in der Regel Reste ehemaliger Magerwiesen) - es gibt keine Schafbewirtschaftung mehr bei uns, diese hat für die Ausbreitung der Art geführt!

Aber wir haben viele Pferdebesitzer mit Pferdeweiden - vielleicht kann man diese für diese "superattraktive Pflanze" gewinnen. Wir brauchen Pflege-Patenschaften für die kleinen Restvorkommen. Das wäre die nächste Erfolgs-Story :-).

 

Bild zur Meldung: Patenschaft mit Trachtenvereinigung Alt Hotzenwald