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Neue Nachrichten aus dem Hotzenwald-Naturgarten: Frühblüherzwiebel gehören in jeden Garten - Vermehrungstipps vom Profi

31. 10. 2021
Das Teilen eines Büschels Blumenzwiebeln.

 

Hallo Zusammen,

Wie jedes Jahr ist der Herbst die Pflanzzeit von Blumenzwiebeln. Dieses Jahr habe ich es zeitlich nicht geschafft. Aber ich habe ja auch schon ein paar Tausende Zwiebeln in den Jahren gesetzt. Damit man wirklich eindrucksvolle Pflanzenbilder erreichen kann, muss man allerdings auch im Frühjahr einiges tun und dies über Jahre - Beobachten und Teilen.

Auf der anderen Seite verlangt die Ausaat viel Geduld, wie das Beispiel unten am Winterling zeigt. Viele Jahr benötigt der Samen bis zur Blüte. Deshalb sind solch eingewachsene Massenbestände auch so toll, die kann man nicht kaufen, sondern muss sie ERSCHAFFEN. Viel Spass beim Teilen und den Tipps die ich bei De Warande aus den Niederlande als Newletter erhalten habe. Links und Hinweis auf ein Produkt habe ich gelöscht.

 

Da die Pflanzzeit schon fast vorbei ist, soll dieser Beitrag euch auf das vegetative vermehren nach der Blüte im Frühjahr vorbereiten :-).

Teilen und Vermehren: Jetzt, da die Frühjahrsblüher ausgeblüht sind, ist es an der Zeit, die Stauden zu geniessen. Aber das Leben der Frühjahrsblüher ist natürlich nicht vorbei. Nahezu alle Arten aus unserem Sortiment werden nächstes Jahr wiederkommen, vorausgesetzt sie wurden am richtigen Standort gepflanzt und werden gut gepflegt.

Aber es wird noch besser. Viele Arten aus unserem Sortiment kommen nicht nur jedes Jahr wieder, sie vermehren sich auch! Wo dieses Jahr drei Blumen in einem Horst Schneeglöckchen standen, sind es nächstes Jahr vielleicht vier oder fünf. Das passiert nicht nur bei Schneeglöckchen, sonder bei vielen Arten.
Es gibt zwei verschiedene Arten für Frühjahrsblüher (und übrigens alle Pflanzen) sich natürlicherweise zu vermehren. Welche, ist unterschiedlich, je nach Art. Einerseits ist das die vegetative Vermehrung und anderseits die Vermehrung über Bestäubung und Saatbildung. Beide Arten kommen bei den Frühjahrsblühern vor.
Wurzelstöcke, Zwiebeln und Knollen haben die wunderliche Eigenschaft, sich unter der Erde zu vermehren. Um das Vorbild der Schneeglöckchen nochmals aufzugreifen: aus der Zwiebel eines Schneeglöckchens wachsen Blatt und Blumenstängel, aber an der Zwiebel wachsen auch kleine Nebenzwiebeln. Diese Nebenzwiebeln entstehen (meist) aus der Zwiebelscheibe der Blumenzwiebel, das ist der harte, unterste Teil der Zwiebel, aus dem auch die Wurzeln kommen. Genetisch gesehen sind die Nebenzwiebeln der 'Mutterzwiebel' identisch. Eigentlich klont das Schneeglöckchen sich also selber. Manchmal verschwindet dabei die Mutterzwiebel (wie bei der Tulpe), aber oft darf die Mutterzwiebel bleiben (wie beim Schneeglöckchen). Nach ein paar Jahren hat man nicht nur eine Zwiebel, sondern ein ganzes Büschel von Zwiebeln. Nebenzwiebeln blühen im ersten Jahr nicht, sie bilden dann nur Blatt. Es dauert ein paar Jahre, bis die Zwiebeln gross genug sind, um zu Blühen. Blühen sie nicht? Dann stehen sie möglicherweise zu dicht aufeinander. Dies kann bei Arten, welche gerne Wärme haben, vorkommen, z. B. bei Tulpe (Tulipa) und Prärielilie (Camassia).
Ein Querschnitt der Zwiebel einer Tulpe. Die Zwiebel bildet kleine Nebenzwiebeln, welche später zu Blumenzwiebeln auswachsen werden. Die 'Mutterzwiebel' verschwindet bei der Tulpe.
Damit die Frühjahrsblüher sich schön verbreiten (und/oder um Zwiebeln mit nur Blattbildung wieder zum Blühen zu bringen), kann ein Horst Zwiebeln ausgegraben, geteilt und verpflanzt werden. Benutzen Sie Horste, welche minimal 4 Jahre stehen. Am besten macht man dies nach der Blüte aber bevor das Blatt der Pflanzen ganz abgestorben ist (sonst ist es schwierig, die Zwiebeln zu finden…). Die neuen Blumenzwiebeln fangen natürlich als einzelne Zwiebeln an, wachsen in einigen Jahren aber zu grösseren Horsten aus, welche dann erneut verpflanzt werden können. Wird dies alle paar Jahre wiederholt, entsteht innerhalb von einigen Jahren ein ganzes Feld voller Schneeglöckchen!

Das Teilen eines Horsts ist nicht nur bei Schneeglöckchen möglich, sondern bei vielen Arten Frühjahrsblüher, welche sich vegetativ (also über Nebenzwiebeln) vermehren. Andere Beispiele sind Narzisse, Spanisches Hasenglöckchen, Sommer-Knotenblume und Märzenbecher, Frühlings-Krokus, Gelber Hundszahn und weitere Arten. Auf unserer Website steht bei jeder Art, wie sie sich vermehrt.
Die Entwicklung einer Nebenzwiebel aus der Zwiebelscheibe, der harte, unterste Teil der Zwiebel. Die 'Mutterzwiebel' bleibt hier bestehen.
Arten, welche sich ausschliesslich oder auch über Samen vermehren können, müssen im Prinzip nicht verpflanzt werden, um ein Feld voller Frühlingspracht zu erhalten. Die Samen fallen rundum die Pflanze. Die Art wird selber ein volles Feld bilden! Achten Sie aber darauf, dass die Samen auf einen nicht allzu bewachsenen Boden fallen, wo sie keimen können. Das Keimen findet meist erst im nächsten Frühjahr statt, nach einer kalten Periode. Keimlinge von unter anderem Blaustern (Scilla) und Schneeglanz (Chionodoxa) ähneln kleinen Grashalmen. Selbstverständlich sind Schuffel und Gartenhacke hier tabu!

Noch ein letzter Tipp: Mischen Sie beim Verpflanzen der Zwiebel etwas Bentonit oder Basaltmehl (Bodenverbesserer) durch den Boden.
Die Entwicklung des Winterling (Eranthis hyemalis), von Samen bis blühende Pflanze während fünf Jahren. Jedes Jahr wird die Pflanze etwas grösser, aber erst im fünften Jahr blüht sie zum ersten Mal.