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Neue Nachrichten aus Rickenbach: Auge in Auge mit der Schlange im Kühmoos

06. 10. 2021

Diesmal war ich mit dem Auto unterwegs auf dem Weg von Wielaringen nach Egg auf halber Strecke, plötzlich sehe ich etwas wie einen Stock vor mir auf der Strasse. Ich habe sofort an eine Schlange gedacht, die aber enorm gross war.

Ich habe schon mal eine Ringelnatter vor dem Überfahren in der Nähe von Wallbach gerettet. Damals habe ich sie mit dem Tennisschläger ins nahestehende Biotop verfrachtet.

Diesmal bin ich angehalten, umgedreht um nachzuschauen. Es war eine wunderschöne weibliche Ringelnatter. Beim Typus war ich mir noch nicht ganz so sicher. Leider war die Ringelnatter bereits tot, aber zuckte noch leicht, als ich sie von der Strasse nahm. Sie muss kurz vorher angefahren worden sein, oder vielleicht auch durch den Luftzug der fahrenden Autos tötlich verletzt worden sein, ähnlich wie bei den Amphibien. Sie war äusserlich unverletzt, was normalerweise nicht der Fall ist.

Da ich schon mal Amphibien und Reptilien ehrenamtlich mitkartiert (LAK) hatte, weiss ich das auch Totfunde interessant für das Wissen der Tiere im Verbreitungsgebiet ist. Wichtig sind Fotos vom Kopf und von der Zeichnung und interessant ist auch die Grösse des Tieres (Vermessen habe ich sie erst am nächsten Tag). Es kam noch ein Autofahrer vorbei und fragte mich, ob das eine Schlange war, neben ihm seine Freundin, die nachdem ich die Schlagen am Schwanz hochhielt eklig weg geschaut hat. Vielleicht hatten sie gemerkt, dass sie sie überfahren hatten (?).

Jedenfalls, da es so selten vorkommt, dass eine Ringelnatter äusserlich unverletzt beim Überfahren bleibt, kam mir die Idee sie Werner Gebhardt unseren Förster im Ruhestand zu übergeben, damit er seine Kinder-Waldwanderungen noch interessanter gestalten kann. Am nächsten Tag habe ich ihn gefragt, ob er schon eine ausgestopfte Ringelnatter in der Maisenhardt-Hütte zum Zeigen hat, als er verneinte, habe ich ihn die Schlange vorbei gebracht, die erst ein Tag tot war. Er wollte mal schauen, was das kostet, wir werden es sehen...

Klemens Fritz unser Amphibien und Reptilien-Experte hat sie als Barren-Ringelnatter angesprochen.

Wie wichtig solche Meldungen sind, zeigt das die Barren-Ringelnatter (Natrix helvetica) erst 2017 als neue mitteleuropäische Schlangenart genetisch identifiziert wurde. Bisher sprach man sie als Unterart der Ringelnatter an (siehe Referenz).

Ich finde es immer wieder sehr spannend zu sehen, dass wir immer noch beim Verstehen sind und das dies nie aufhören wird. Das ist die neugierige Ader des Homo sapiens.

 

Beim Foto ist zum Vergleich Natrix natrix (die nördliche Ringelnatter). Foto Quelle: Von Darkone (Diskussion · Beiträge) - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=260733

 

 

Bild zur Meldung: Totfund auf der Strasse am Kühmoos: Staatliche 101 cm langes Weibchen der Barren-Ringelnatter (Natrix helvetica)