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Nachrichten aus der Natur: Greiskräuter und Honig

07. 08. 2021

Ich finde es immer wieder interessant mal genauer hinzuschauen. Am Eggberg-Becken wurde viel Käferholz geschlagen, dadurch entstand eine kahlschlagartige Fläche. Ein Massenbestand an Schlag-Fora ist entstanden. Hauptbestandteil Himalaya-Springkraut und einheimische Greiskräuter. Übrigens so werden Neophyten weltweit gefördert, durch menschliche Veränderung der Lebensräume, werden diese invasiven Pflanzen gefördert und können sich massenhaft verbreiten. Bei der einheimischen Flora gibt es dann Insekten und Pflanzen, die das Ganze in der Sukzession wieder zurückdrängen, aber eben nicht bei ausländischen Pflanzen (drum Vorsicht bei nordamerikanischen Bäumen!).

Greiskräuter (Senecio spec.), werden auch Kreuzkräuter genannt und sind einheimisch. Sie blühen schön gelb, riechen angenehm und beleben die herbstliche Natur. Das Besondere sie sind echte Spät-Blüher und damit besonders wertvoll für die Insektenwelt. Manche von ihnen gehören zur sogenannten Schlag-Flora, d.h. sie werden durch Kahlschläge gefördert und treten dann massenhaft auf. Warum werden sie von Pferdebesitzer gehasst und bereiten den Imkern Probleme?

Es sind die giftigen Pyrrolizidin-Alkaloide und unter diesen Sekundärstoffen besonders die 1,2-ungesättigten, da diese nachgewiesenermaßen krebserregend sind. Pyrrolizidin-Alkaloide (es gibt ca. 500 verschiedene) sind in der Natur nicht selten, sie kommen in verschiedenen Pflanzenfamilien vor (z.B. Korblütler - Huflattisch, Borretschgewächse, Hülsenfrüchtler).

Aber der Gehalt an diesen besonders gefährlichen Alkaloiden ist bei den Greiskräuter eben relevant hoch.

Ich verfolge die Diskussionen schon seit Jahren. Das Risiko wird vom Bundesinstitut für Risikobewertung wie folgt eingeschätzt. Memo: Das ist das Institut, welches bei Glyphosat keine Bedenken gesehen hat… es scheint nicht ganz Interessenfrei zu sein, aber die wissenschaftlichen Grundlagen sind ja da, nur die Interpretation kann abweichen (s. Anlage). Die Bewertung ist wie folgt:

Unter Berücksichtigung aller bisher vorliegenden Daten kommt das BfR zu dem Schluss, dass die Gesamtexposition des Verbrau-chers mit gentoxischen und karzinogen wirkenden 1,2-ungesättigten Pyrrolizidinalkaloiden aus verschiedenen Lebensmitteln so niedrig wie möglich zu halten ist. Eine Tageszufuhr von 0,007 Mikrogramm (μg)1 ungesättigter Pyrrolizidinalkaloide je kg Körpergewicht (KG) sollte möglichst nicht überschritten werden.

1 Mikrogramm (μg) ist ein Millionstel Gramm bzw. 10-6 Gramm

D.h. bereits Spuren dieser Alkaloide können schon gefährlich sein, allerdings sind die gefundenen Mengen im Honig noch recht niedrig. Das liegt zum grössten Teil an dem "gemischten Industriehonig". Roh-Honig vom Nachbar, kann da schon relevanter sein, dieser wird aber nicht untersucht.

D.h. dass der verantwortungsvolle Imker (denn die Problematik ist bekannt) müsste in einem Gebiet mit vielen Greiskräutern (z.B. am Eggberg-Becken) auf seinen Honig verzichten und ihn den Bienen z.B. als Winterfutter lassen oder verwerfen (?).

Anbei mal eine Untersuchung, die ich auf der Internetseite www.kreuzkraut.de gefunden habe.

 

Heimische und ausländische Honige im Vergleich

Von den 62 deutschen Honigen erwiesen sich 55 (89%) als PA-frei, 5 weitere Proben wiesen Spurengehalte von unter 2 µg/kg Honig auf. Nur in 2 Honigen wurden mit Gehalten von ca. 10 bzw. 35 µg PA/kg nennenswerte Belastungen festgestellt. Im Spitzenreiter wurden dabei ca. 6 µg/kg Senecionin, 14 µg/kg Seneciphyllin und 15 µg/kg Senkirkin bestimmt. Mit großer Wahrscheinlichkeit stand der betreffende Bienenstock in einem Gebiet mit vielen Greiskräutern (Senecio-Arten). Diese sind zwar keine bevorzugte Bienenweidepflanze, werden aber von den Bienen auch angeflogen, wenn die Auswahl an Alternativen gering ist.

 

Die 65 untersuchten Honige, die nicht ausschließlich aus Deutschland stammten, enthielten durchschnittlich deutlich höhere Gehalte an PA. In gut einem Viertel wurden keine PA bestimmt, aber etwa die Hälfte dieser Honige wies PA-Summengehalte bis 20 µg/kg auf. Das restliche Viertel mit Gehalten zwischen 20 und 53 µg/kg wäre nach gegenwärtigem Kenntnisstand insbesondere für Honig-Vielverzehrer nicht geeignet, ohne zusätzliche Gesundheitsrisiken in Kauf zu nehmen. Hauptsächlich gefundene PA waren hierbei Lycopsamin und Echimidin.

Ein Grund für die durchschnittlich höhere Belastung von Honigen aus dem Ausland sind ausgedehnte Bestände PA-reicher Pflanzen z.B. in Südamerika, Asien, Australien und besonders Neuseeland. Letztere Provenienz bringt durchschnittlich die am höchsten belasteten Honige hervor.

 

Sind Bio-Honige besser?

Zwischen Bio-Honig (17 Proben) und konventionellem Honig (110 Proben) konnte naturgemäß kein signifikanter Unterschied festgestellt werden. PA sind unerwünscht, aber eben auch „Bio“.

Jetzt stellt sich die Frage, was können wir in Rickenbach tun, wie ist die Situation bei uns?

Generell sind Giftpflanzen in der Natur sehr häufig - wer wird schon gerne gefressen? Die Dosis macht das Gift! PAs in Honig ist keine Umweltkontamination, sondern natürliche Inhaltsstoffe.

Beim Süsshof stehen Jakobs-Kreuzkräuter auf den Wiesen, da diese steppenhaften Wiesen offenen Boden aufweisen und so das Kreuzkraut dort sich etablieren konnte. Mit dem Besitzer hatte ich schon mal Kontakt, er jätet und mäht es von Hand. Bei den Pferde-Weiden würde ich meine Weiden abgehen und danach schauen. In traditionell vor Juli gemähten Wiesen gibt es kein Jakobs-Kreuzkraut, es kann aber lokal Wasser-Greiskraut geben, z.B. Ortseinfahrt Wieladingen rechte Seite (FFH-Fläche) - blüht im Moment. Dort kommen Rinder drauf zur Nachweide - die Kühe werde es nicht fressen - schmeckt ihnen zu bitter. Es darf aber nicht in die Silage.

In Rippolingen habe ich Pferde gesehen, die auf einer Weide mit hunderten von Jakobskreuzkräuter standen und ästen, sie frassen die Kräuter nicht, allerdings kann es vereinzelt schon dazu kommen, dass unerfahrene Pferde diese am Anfang versuchen zu fressen, aber wie gesagt die Dosis machte es.

Nun gehören die Greiskräuter zu unseren einheimischen Flora, d.h. sie kommen in verschiedenen Lebensräumen vor, z.B im Wald, wo die Pferde ja nicht so hinkommen, hier aber die Bienen. Und hier sehe ich die Imker in der Pflicht. Es kann ja nicht sein, dass ein Imker, der die Problematik natürlich kennt, sich darum keine Gedanken macht und seinen Spätsommer-Honig, z.B. am Egg-Berg einfach verkauft. Hier muss man an den gesunden Menschenverstand appelieren, dass er dann zu diesen Zeiten, wenn das Greisskraut im Massenbestand blüht, den Honig nicht erntet und verkauft, sondern, wie die Natur es vorgesehen hat, den Bienen überlässt. Ich leite diesen Blog mal an die Imker weiter, mal hören was sie dazu sagen...

Die Vermeidungsstrategien sind in der Veröffentlichung unten erwähnt:

Imker
• Räumlicher Lösungsansatz Δ 10 km:
Flächen meiden / Bienenvölker migrieren (abziehen)
• Zeitlicher Lösungsansatz:
Erntezeitpunkt (hier sehe ich das meiste Potential)