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Meine Meinung: Landwirtschaft - sind Blühstreifen die Lösung gegen das Insektensterben?

08. 04. 2021

So heute möchte ich mal über das Thema der 1-2-jährigen Blühstreifen mit Exoten schreiben. Ich war auf einer Fortbildung "Naturgarten Intensiv - insektenfreundliche Pflanzen". Da ist mir wieder mal was KLAR geworden.

 

Es ist doch so, dass die Pflanzen neben Nektar (allgemeines Flugbenzin), Pollen (Eiweiss-Nahrung für ihre Brut) und Blätter (90% der Arten leben vom Blattgrün) für die Insekten bieten. Oft wird nur an das Flugbenzin (Nektar) gedacht, dies kann tatsächlich auch von Exoten geliefert werden, wenn die Blütenmorphologie für unsere Insekten passt (z.B. keine gefüllten Blüten). Beim Pollen ist es schon schwieriger, viele Arten brauchen den Pollen einer bestimmten Pflanze oder einer Pflanzenfamilie für die Aufzucht, diese Beziehung ist über Jahrmillionen im Wechselspiel der Pflanze mit dem Insekt erfolgt. Nun kommen noch die Blätter. Wusstet ihr das die Blätter der Roteiche nur schlecht kompostierbar sind - warum? Ja, das liegt daran, dass Insekten, Würmer, Asseln nicht mit dem Enzymsystem ausgestattet sind, um diese abbauen zu können, bzw. noch schlimmer selbst die Bakterien sind eben nicht über Jahrmillionen darauf angepasst (schaut mal am Bergsee, was für Blätter da rum liegen?). Kleiner Einschub für den Wald: Das ist doch der Grund warum die Waldbesitzer beim Klimawandel nordamerikanische Bäume ins Land holen wollen, sie können nicht gut gefressen werden. Es soll vorbei gewirtschaftet werden an dem Ökosystem und der Natur und den Jahrmillionen alten Anpassungsprozessen. Deshalb bin ich dagegen, wer einen Garten hat weiss es, wenn man gegen die Natur vorgeht, hat man sehr viel Arbeit und wird es nicht schaffen (denkt an Barock-Gärten und der Philosophie "sich die Natur untertan machen"). Das weitere Problem ist, dass diese Pflanzen (auch Neophyten genannt) sich nun ungehemmt ausbreiten können (Beispiel: Robinie) und die einheimischen Pflanzen verdrängen und damit natürlich auch die Insekten. Nun könnte man sagen, aber das ist doch nicht so schlimm, dass Ganze sieht doch "nett" aus - richtig und deshalb müssen wir über die Zusammenhänge sprechen, damit man versteht, warum wir ein Insektensterben haben!

Aber zurück zum Blühstreifen, ein 1-2-jähriger Blühstreifen mit Exoten bringt gar nichts (nur für das Auge und Image). Ein Blühstreifen mit mehrjährigen Pflanzen und hier als Saum und abschnittweise gemäht schon. Wenn, dann aber mit einheimischen Pflanzen und nicht nur zur Schau für das Gewissen oder nur für Honig. Wir haben gelernt das reine Schauflächen fast nur Nektar bieten und damit überhaupt nur 10% der Insekten erreicht werden können. Der Naturpark Südschwarzwald ist hier führend in Deutschland und bietet gute Lösungen an. Warum werden die 1-2-jährigen Blühstreifen bevorzugt? Da man sie leicht bearbeiten kann. Nach 5 Jahren als Blühstreifen würde der Ackerstatus verloren gehen, deshalb werden diese Randbereiche dann wieder umgebrochen. Das ist ein weiteres Hauptproblem der Landwirtschaft! Alle schauen, was wird gefördert und wofür gibt es Geld (Die EU-Förderpolitik ist ein weiteres Thema und Problem). Es sollte doch so sein, dass die Schöpfung der Natur uns allen so viel wert sein sollte, dass wir die Bauern regional unterstützen und der Bauer sollte regional die Vielfalt im eigenen Interesse sehen. Ein Vorreiter und grosser Versteher der das lebt ist unser Bioland Bauer Fritz Huber. Das heisst nicht das alle es so machen sollen, NEIN es heisst man kann von ihm lernen – wenn man es überhaupt noch möchte.

 

Bild zur Meldung: Eine Honigweide - Blühstreifen mit Exoten (Quelle: Imkerverein Oelde)