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Neue Nachrichten aus der Region: Unser Wald - aus den Augen eines Privatwaldbesitzers

03. 03. 2021

Ab und zu möchte ich hier einige meiner Naturschutz-Kollegen nach ihren Erfahrungen fragen. Zuerst war Franz Brüstle aus Albbruck mit seinen Wildsträuchern dran und jetzt Dörte Strittmatter aus Wehr als Privatwaldbesitzer. Ich nenne sie immer "Grossgrundbesitzer", da ich auch gerne ein Stück Wald hätte. Aber nun kommt der Erfahrungsbericht:

 

Unser Wald - aus den Augen eines Privatwaldbesitzers

 

Unserem Schwiegervater haben wir die Begeisterung für den Wald zu verdanken. Gut gelaunt stieg er schon früh morgens auf seinen kleinen, roten Fahr-Traktor, glühte vor und tuckerte mit einem Lächeln im Gesicht los. Welch spannende Geschichten konnte er erzählen, als sie damals noch mit Ochsengespannen in den Wald zogen. Ist das wirklich schon so lange her?

 

Seine Erfahrung und sein Wissen gibt er gerne weiter. Ob beim Anpflanzen, beim Bäume ziehen, beim Fällen oder Holz spalten. Lauthals lachte er, wenn ihm trotz seines hohen Alters, keiner von der jungen Generation beim Holz spalten das Wasser reichen konnte.

 

Nun ist es an uns, mit Euch diese Begeisterung für den Wald zu teilen und von unserem Erfahrungsschatz etwas an die nächste Generation weiter zu geben.

 

In den letzten Jahren haben wir eine Art Flurbereinigung für den Wald durchgeführt, um größere, zusammenhängende Waldblöcke zu bilden.  Durch Tausch erhielten wir auch Waldstücke mit Fichten-Monokulturen, Kahlschlag und anderen bekannten Problematiken.

 

Um einen widerstandsfähigen Wald zu fördern, der mit den künftigen zu erwartenden Veränderungen wie Klimawandel zurechtkommt, schauen wir genauer auf die Artenzusammensetzung, auf Standortausprägungen, die Funktionsvielfalt, Bewirtschaftungsverfahren und den Strukturreichtum. Gerne pflanzen wir in Pflanzfamilien und führen - wo immer es geht - eine schonende Bewirtschaftung durch, die den Wasserhaushalt und den Schutz des Waldbodens beinhaltet. Auch das Belassen von Altbaumbeständen hat für uns einen hohen Stellenwert. Naturverjüngung hat aus unserer Erfahrung bessere Voraussetzungen als künstliche Pflanzmaßnahmen, da diese besser angepasste Baumindividuen hervorbringen.

 

Wir sehen in unserer Bewirtschaftungsweise eine auf das Gemeinwohl orientierte Maßnahme und wollen damit unseren Beitrag für unsere künftige Generation leisten. Unsere Kinder haben bereits viele Bäume gesetzt. Inzwischen sind sie ebenfalls mit Begeisterung im Wald unterwegs, auch wenn sie sehr unterschiedliche Interessensgebiete haben.

 

Immer wieder treffen wir Menschen, die sich auf ihre eigene Art für den Wald einsetzen. Dabei findet ein reger Erfahrungsaustausch statt – über Versuch und Irrtum; örtliche Erfahrungen; Lehrbuchwissen, Anbauversuche. Insgesamt beruht viel Wissen auf Erfahrung. Doch alle merken – der Klimawandel stellt das angehäufte Wissen auf eine ernste Probe.

 

Waldbesitzer könnten von öffentlicher Seite für einen ökologischen Waldumbau und eine naturnahe Waldbewirtschaftung von Politik und Gesellschaft besser wertgeschätzt und unterstützt werden.

 

Im Landkreis Waldshut ist die Lage auf Grund des Klimawandels erschreckend – ein großflächiges Baumsterben spielt sich ab.

 

Wer soll diese gewaltige Mammut-Aufgabe in der nächsten Zeit in unsrem Landkreis für das Allgemeinwohl bewältigen, damit wieder ausgedehnte, erholsame Wald-Spaziergänge an der frischen Luft möglich sind?

 

„Es gibt nichts Gutes – außer man(n)/ Frau tut es“ - vielleicht kennen sie ja einen Waldbesitzer vor Ort und wissen ihn mit ihrem Unterstützungsangebot zu überraschen?

 

Auch wir werden wieder früh am Morgen in den Wald tuckern und vielleicht gehören auch Sie dann zu denen, die lustige Geschichte hören oder weitergeben und unsere Begeisterung für den Wald teilen werden.

 

Liebe Dörte wir danken dir für den schönen Bericht, dass macht uns Mut und Hoffnung. Dörte zeigt uns wie es klappen kann - einfach nicht aufgeben und mit Mut weitermachen. Vielen Dank!

 

Bild zur Meldung: Dörte Strittmatter in ihrem Wald