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Nachrichten aus der Natur: Naturdenkmal - Der Eichener See

14. 02. 2021

Heute haben wir unseren Sonntags-Spaziergang zum Eichener See gemacht, da er wieder Wasser haben soll. Er liegt zwischen Hasel und Schopfheim beim Dorf Eichen in der Karstlandschaft. Seit 1942 ist der Eichener See als Landschaftsschutzgebiet und erst seit 1983 als Naturdenkmal mit einer Grösse von 3,75 ha. ausgewiesen.

Es handelt sich um ein "flächenhaftes Naturdenkmal", d.h. es steht unter besonderen Schutz. Eingebettet ist es in dem Landschaftsschutzgebiet.

Ich muss hier mal klarstellen, was ein Landschaftsschutzgebiet ist, da dies auch im Volksbegehren Thema war. "Ein Landschaftsschutzgebiet ist die Gebietsschutzkategorie des Naturschutzes mit geringstem Schutzstatus. Gegenüber Naturschutzgebieten zielen Schutzgebiete des Landschaftsschutzes auf das allgemeine Erscheinungsbild der Landschaft, sind oft großflächiger angelegt, Auflagen und Nutzungseinschränkungen hingegen geringer. Landschaftsschutzgebiete können auch ausgewiesen werden, um das Landschaftsbild für Tourismus und Erholung zu erhalten (s. Wikipedia). Deshalb war der Aufschrei in der Landwirtschaft hier beim "Pestizid-Verbot" auch so laut, da z.B. fast der gesamte Bodensee-Raum und der Kaiserstuhl ein Landschaftsschutzgebiet darstellen. Da wäre die konventionelle Landwirtschaft fast unmöglich. Anders sieht es mit den FFH-Gebieten aus, diese sind mit die wertvollsten europäischen Schutzgebiete, in diesen Gebiete gehören keine Pestizide ausgebracht. Das Problem ist sehr häufig, dass sich die Flächen überschneiden, dass ist recht verwirrend. Ich werde noch einen Blog über die Schutzgebietskategorien und ihre Flächen in BW schreiben.

So zurück zum Eichener See. Um ihn ragen sich Sagen um Erdmännchen und den einheimischen Bauern. Ein Besuch im Dorfmuseum soll hier entsprechend aufklären und wäre einen Besuch wert.

Im Untergrund des Eichener Sees in etwas 40m Tiefe gibt es undurchlässige Schichten - sogenannte Grundwasserstauer. Dort steht das Grundwasser in Höhlen und Gängen. Bei Starkregen oder einer Schneeschmelze füllen sich die Hohlräume oberhalb der stauenden Schichten schnell mit Wasser und drücken es an die Oberfläche - der See entsteht.

Aber jetzt kommt es. Der Eichener See beherbergt einen besonderen Schatz - Urzeitkrebse - Kiemenfußkrebse (Tanymastix lacunae). Diese Urzeitkrebse sind eine Jahrmillionen alte Krebsgruppe, die höchstwahscheinlich im Meer entstanden ist, aber vor langer Zeit gezwungen wurden in Binnengewässer auszuweichen. Sie wurden 1909 entdeckt und 1916 erstmalig beschrieben. Sie werden bis zu 2cm gross und schwimmen vorwiegend in Rückenlage. Die Weibchen legen Staubkorn grosse Eiern. Diese Eier entwickeln eine Dauerschale und ruhen später auf den Grasnarben des trockengefallenen Sees.

Wenn der See versickert ist, duchleben die Eier eine Trockenzeit, die mehrere Jahre dauern kann. Und erst wenn das Wasser kommt, beginnt der Zyklus erneut... Dies geschieht seit Jahrtausenden von Jahren, einfach eine unglaubliche Geschichte und das bei einem Sonntags-Spaziergang.

Leider kein Geheim-Tipp mehr, d.h. am Besten mal unter der Woche besuchen.

Empfehlung: Ein Juwel der Heimat - 3 Sterne, besonders wenn er Wasser führt, im Moment ist er sogar gefroren - eine Leiter zur Rettung möglicher "Eingebrochener" steht zur Verfügung. Ein Rundweg ist eingerichtet und eine tolles Hinweisschild gibt Hintergründe. Auch der Flyer, wo meine Informationen herstammen liegt dort aus und ist toll gestaltet. Ein klarer Daumen hoch!!!

Ref.: Der Eichener See, Eine Reise in die Urzeit, Gemeinde Eichen, Herausgeber: Landratsamt Lörrach Fachbereich Umwelt

 

Bild zur Meldung: Naturdenkmal - Eichener See Feb 2021