Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Nachrichten aus der Natur: NSG Eibenkopf in Waldshut

23. 01. 2021

Periodisch möchte ich hier unsere Naturschutzgebiete mal vorstellen. Heute der Eibenkopf in Waldshut, Naturraum: Alb-Wutach-Gebiet, Hausberg von Waldshut (578m NN), Fläche nur 0.9 ha, seit 1962 NSG, ca. 400 Eiben, nach neuesten Untersuchungen die älteste bis zu 500J. 1994 kam ein grossflächiger Schonwald (Tannen-Buchenwald, 42 ha) dazu, indem die "naturnahen Hangbuchenwälder mit Eibenvorkommen" auf bewegten Hängen des Muschelkalks eingebettet sind (periodisch rutschen Teile des Muschelkalks ab). So sollen die Eiben (Taxus baccata) langfristig erhalten werden. Eiben sind heute auf wenige schattige Steilhänge verdrängt (Wildverbiss und menschlicher Einfluss).

Vor ein paar Wochen wollte ich mir den Eibenkopf mal wieder anschauen und siehe da, es hat sich gelohnt. Es wurde ein sehr schöner Rundweg (Erlebnispfad: Eibenwald) angelegt. Gesehen habe ich auf der Strecke nur 3 Personen, also nicht überlaufen (ideal für den Lockdown). Die Wege sind gut befestigt, sodass man nicht durch Matsch laufen muss. Ein kleiner Parkplatz ist vorhanden. Auch für Kinder geeignet.

Der Eibenkopf hat den grössten natürlichen Bestand, der Eibe, in Baden Württemberg. Die Eibe ist der seltenste einheimische Nadelbaum. Es gibt weibliche und männliche Bäume. Viele kennen die Eibe nur von Friedhöfen. Früher wurde er zum Bogen- und Armbrust-Bau aufgrund der einzigartigen Holzeigenschaften verwendet. Im Gegensatz zu den anderen Nadelbäumen mit ihren Zapfen, hat die Eibe Beeren. Ach übrigens, der Samenmantel ist das einzige was für uns Menschen nicht giftig ist (Samen bei Kostprobe ausspucken - nicht runterschlucken).

Was uns Natuschützer auffällt, man sieht fast keine Natur-Verjüngung der Eiben, was daran liegt, dass der Rehbestand zu hoch ist. Um die Verjüngung zu gewährleisten, müssen bestimmte Bereiche eingezäunt werden. Der Wolfsweg kreuzt den Eibenkopf. Durch die Wiedereinwanderung vom Wolf könnte das Reh scheuer werden und ggf. eine natürliche Verjüngung wiedereinsetzen. So etwas konnte man beobachten, wenn die ökologische Nahrungskette wieder vollständig ist. Eine weitere Möglichkeit wäre die Vermehrung von Eiben aus authochonten Saatgut vom Eibenkopf über den Naturpark Südschwarzwald, ähnlich dem aktuellen Projekt mit den Flatterulmen. Fazit: Auf jeden Fall ein Besuch wert! 3 Sterne.

Literatur: Naturschutzgebiete, Im Regierungsbezirk Freiburg, Thorbecke 3. Ausgabe, 2011

 

Bild zur Meldung: Sehr schöner Rundweg durch einen naturnahen Eibenbestand