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Faktencheck öffentliches Grün: Arbeiten mit unkrautfreien Böden

19. 07. 2020

In einem email hat Martina L. eine Behauptung aufgestellt, die ich gerne nochmals genauer unter die Lupe nehmen möchte:

"...müsste es doch möglich sein Naturschutz zu betreiben der nicht so kompliziert daher kommt, mit Erde austauschen usw. (das meinte auch Walter W., 80% was in unseren Beeten blüht, blüht auch auf ganz normalen Boden.)"

 

Das Land BW hat eine Initiative "Natur nah dran" initiiert, die mit den besten Experten auf diesen Gebiet zu dem Ergebnis gekommen ist, dass eine gute Beet-vorbereitung, sprich, am besten unkrautfrei, die Besten Voraussetzungen sind für dauerhaften Blüherfolg.

 

Erstens ist das Problem, wenn man mit Mutterboden oder Humus arbeitet, dass dieser nicht "steril" ist, d.h. dort wächst alles was in der Unkrautsamenbank des Boden enthalten ist und dagegen kommen die eingesäten Arten nicht an (man denke nur an das Oberbodenabschieben beim Neubau eines Hauses, dort kann man am besten sehen, was alles an Samen im Boden vorhanden war). Ein weiteres Beispiel sind Ansaaten von Blühmischungen in bestehenden Wiesen (siehe Beispiel aus Bad Säckingen). Das Problem dort ist, dass sich die Einjährigen aus der Blühmischungen nicht gegen die Unkräuter im Boden dauerhaft durchsetzen können. Aus diesem Grund wird bei solchen Mischungen häufig empfohlen die Vorbereitung mit Glyphosat zu machen. Das ist aber mittlerweile zu Recht verpönt. Da hilft nur den Standort immer wieder zu wechseln oder eine Schwarzbrache zu machen, d.h. einen oder mehrere Schröpfschnitte durchzuführen. Zweitens ist es ja das Ziel die schönsten Arten der Landschaft bei uns in die Gemeinde auf Schauflächen zu holen. Drittens gerade im Augenblick fallen unsere Flächen angenehm auf, da alle anderen Flächen aussen rum ja schon gemäht sind. Das ist genau das Ziel, den einheimischen Insekten zu der Zeit der grössten Nahrungsnot (Wiesen gemäht) zur Überbrückung einheimische Pflanzen anzubieten. Viertens: Wiesen gehen kurz in den Winter und Säume hoch. Wiesen enthalten Gras und Säume eher nicht. Die Säume dienen mit ihren Samen dann als Futter für Vögel und andere Tiere. Dies sieht für ungeübte "nicht ordentlich" aus und genau diese Sichtweise wollen wir mit diesen Schauflächen langsam aufbrechen. Für die Artenvielfalt gibt es nichts schlimmeres als "Ordnung und Sauberkeit" bis in die letzte Ritze. Es ist an der Zeit die Natur einfach mehr in Ruhe zu lassen, damit sie sich von uns etwas erholen kann.

Vielfalt statt Einfalt!

 

Bild zur Meldung: Einsaat von Einjährigen in eine bestehende Wiese mit Unkrautsamenbank